Kuba von Ost nach West mit Fahrrad und Bus
Heiner Lorenz, Mitglied im ADFC Neu-Ulm, hat sich einen Traum erfüllt. Er hat sein Faltrad ins Flugzeug gepackt und ist auf eigene Faust nach Kuba zum Radfahren geflogen. Hier kommt sein Bericht:
Vom Hörensagen soll Cuba für Radtouren sehr geeignet sein. Ist es!, sogar hervorragend. Aus Zeitgründen fand die Tour im Juni statt – eigentlich schon zu heiß und die Regenperiode beginnt. Aufgrund der hohen Temperaturen benutzte ich häufiger den Bus als vorgesehen. Geht ohne Probleme, vor allem mit meinem Birdy-Faltrad, aber auch mit normalen Fahr-rädern. Mit etwas Glück zahlt man für die einfachen Busse (= umgebaute LKW) den gleichen Preis wie Kubaner, z.B. für 70 km ca. 30 Cent.
Auf Landstraßen kaum Verkehr, Autos mit niedriger Geschwindigkeit, wegen deren Alter, und schlechter Straßen. Schlechte Straßen heißt Schlaglöcher, die mit dem Fahrrad i.a. umfahren werden können (aber niemals nach einem Anstieg den Buckel auf der Rückseite mit Vollgas hinunter), stark zerbröselter Asphalt und gelegentlich etliche Kilometer Schotter oder Sandpiste. Bei Regen ist der Asphalt glatt wie Schmierseife. Ich mußte einmal ein Gefälle mit geschätzt 8% - 10% runter schieben (mehr ein Gleiten), da mir gleich hinter der Kuppe das Rad seitlich weggerutscht war.
LKW und Busse blasen an Steigungen derartig viel Abgase zu ihrem Rohr hinaus, daß sie sich wirklich unsichtbar machen können. Überholt wird mit genügend Abstand. Kubaner fahren viel Rad, allein, zu zweit oder zu dritt auf einem Rad, sehr oft die chinesischen Modelle vom Typ „extrem schwer“. Einem männlichen Kuba-ner gefällt es nicht, wenn er auf der Landstraße überholt wird. Er überholt dann seinerseits recht flott, nach 1-2 Kilometern läßt er sich dann aber gerne wieder einholen. Nun beginnt die Unterhaltung beim Nebeneinanderfahren.
Autobahnen: Die rechte Spur (ohne Begrenzungslinie, 1 - 3 m breit) darf von allem was sich bewegen kann benutzt werden! Radfahrer, Reiter, Fußgänger, Rinderherden usw. Ich bin übrigens einmal innerhalb einer Viertelstunde von keinem Auto überholt worden. Die Anstie-ge sind zwar die gleichen wie auf Landstraßen, aber verlaufen flacher. Sehr schön für Rad-fahrer mit viel Gepäck, aber langweilig. Da bei Regen und den hohen Temperaturen Regen-kleidung sinnlos ist (eine Regenfahrt ist wirklich wie eine warme, aber kräftige Dusche) hab ich nach 1,5 Wochen allen unnötigen Kram (Regenzeug, Turnschuhe, Schlafsack usw.) deponiert und bin stark erleichtert weitergefahren.
Kubaner sind sehr freundlich. Sie wollen ja auch irgendwie ein klein wenig an deinem Reich-tum teilhaben. Neben direktem Anbetteln (sehr selten) ist folgende Masche üblicher: Zuerst ein wirklich nettes Gespräch von ¼ bis ½ Stunde Dauer, dann der erste Hinweis, daß zu Hause 3 Kinder zu versorgen sein o.ä. Nach freiwilliger Gabe von 1US$ schwindet das Interesse am weiteren Gespräch recht rapide.
Überhaupt: 1$ für ein Getränk, für die Fahrt im Fahrradtaxi, für Eintritt, .......... . Ich habe aber auch sehr oft erlebt, daß mir geholfen wurde, ohne daß der Betreffende hinterher Geld von mir annahm. Ein kubanischer Lehrer verdient z. B. ca. 25 $ pro Monat. Für einen, den ich getroffen habe war das zu wenig. Er arbeitet jetzt nur noch jede 4. Nacht im Krankenhaus und die übrige Zeit am Schwarzmarkt (viel lukrati-ver). Der scheint auf Kuba riesengroß zu sein. Das nötigste zum Leben kann sich der Kubaner besorgen, aber auch nicht mehr.
Nochmals zum Radfahren: Der Tag beginnt plötzlich und ebenso die Nacht. Nachtfahrten habe ich, außer in Havanna, keine unternommen. Schlaglöcher, fehlende Straßenbeleuch-tung, Fußgänger, Autos ....... mit wenig oder überhaupt keinem Licht machen das zu gefähr-lich. Bereits nach dem Beladen des Fahrrades um 6°° Uhr lief mir der Schweiß herunter.
Ab 9°° waren es dann richtige Bäche. Dabei hatte ich immer 4 l Wasser, die aber gegen 13°° aufgebraucht waren, wenn ich nicht zwischendurch an Straßenständen eisgekühlten Obst- oder Zuckerrohrsaft bzw. eine Cola oder ab und zu ein Bier gekauft hatte. Das Fahrrad konnte ich immer anstandslos mit auf mein Zimmer nehmen, wurde mir auch manchmal empfohlen. In den Städten gibt es sogenannte „parqueos“ - Parkhäuser für Fahrräder. Die Räder werden dabei in Hinterhöfen, auf Terrassen im Erdgeschoß oder in der Eingangshalle eines Privathauses abgestellt und erhalten eine Nummer. Die gleiche Nummer erhält der Radler und nur gegen Rückgabe dieser Nummer gibt’s das Rad zurück. Opa oder Oma bewachen die Räder. Sehr sicher und extrem billig. (ca. 20 Cent / Tag)
Kubaner haben praktisch keine Möglichkeiten Ersatzteile fürs Rad zu kaufen. Die gibt’s einfach nicht. Gebremst wird mit dem Fuß auf dem vorderen Reifen, eine Backe der Felgen-bremse wird gegen die Felge gepresst, der Querzug der Hinterradbremse wird mit einer Hand unter dem Sattel hochgezogen, ...
Übernachtung: Ich habe in so genannten „casas particulares“ (= Privatunterkünften) geschla-fen, dort i.a. auch gefrühstückt und zu Abend gegessen. Das ist billiger und i.a. besser als in Restaurants. Diese casas particulares müssen eine Lizenz zum Vermieten an Dollartouristen besitzen (erkennbar an einem blauen Dreieck an der Haustüre). Da die Hausbesitzer eine sehr hohe Steuer zahlen müssen, unabhängig ob sie vermieten oder nicht, werden einem bei der Einfahrt in eine Stadt auch sofort mehrere Zimmer angeboten. Ich hab mir fast immer vom Vermieter die nächste Nacht telefonisch reservieren lassen. Übernachten in nicht lizen-sierten Häusern ( einmal blieb mir gar nichts anderes übrig) soll sehr teuer werden, wenn man von der Polizei erwischt wird. Kosten pro Nacht: 15,- bis 25,-$. In Havanna bis 30,- $ (Juni ist die absolute Nebensaison)
Der Abend läßt sich sehr gut in der „casa de la musica“ verbringen. Dort wird kubanische Musik von Amateurkapellen gespielt. Die Trommeln gehen einem am nächsten Tag während der Weiterfahrt nicht aus den Ohren.
Besonders gefallen haben mir der Nord-Osten (subtropisch mit Palmen, Bananen), Trinidad (Häuser im Kolonialstil), Havanna und der Bereich westlich von Havanna.
Für jeden, der seinen Urlaub einmal etwas anders gestalten will, bietet Kuba eine sehr gute Möglichkeit. Allerdings nicht ganz billig. Pro Tag sollte mit 35,- bis 40,- $ gerechnet werden.
[Heiner Lorenz]
Fotos und Texte: (c) Heiner Lorenz, 2004 |
Das Fahrrad kommt immer mit aufs Zimmer
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